Eiweiss oder auch Protein im Hundefutter

Eiweiss oder auch Protein im Hundefutter

Der Eiweissbedarf unseres Hundes ist in den verschiedenen Altersstufen unterschiedlich, auch Haltungs- und Beschäftigungsbedingungen nehmen einen Einfluss auf den Bedarf.

Bei Eiweiss dürfen wir nun nicht an Eiklar denken, denn dies ist hier nicht gemeint. Vielmehr handelt es sich um den Nährstoff Eiweiss, auch Protein genannt, der als Baustoff des Körpers gilt. In der Natur kommen viele verschiedene Arten von Proteinen vor, wir unterscheiden das Nahrungs – Protein nach seiner Herkunft in tierisches und pflanzliches Eiweiss. Beide Arten sind aus sogenannten Aminosäuren aufgebaut, insgesamt sind bis dato 22 verschiedene Aminosäuren (beim Menschen) bekannt. Wichtig sind die essentiellen Aminosäuren, denn diese sind für den Lebenserhalt notwendig und können vom Hund nicht selber aufgebaut werden. Dazu zählen Arginin, Histidin, Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.

Proteine werden “verdaut” indem sie in ihre wasserlöslichen Bestandteile aufgespaltet werden, dies geschieht im Magendarmbereich mit Hilfe von Enzymen. Die so entstandenen Aminosäuren werden durch die Darmzotten in die Blutbahn übernommen und gelangen so in die Leber. Die Leber ist in der Lage aus den Aminosäuren Glucose herzustellen. Beim weiteren Stoffwechsel der Aminosäuren entsteht als Endabbauprodukt der Harnstoff, welcher über die Niere ausgeschieden wird.

Der Eiweissbedarf des erwachsenen Hundes ist niedriger, als der des wachsenden Hundes. Dieser braucht genügend Eiweiss um sein Körpereiweiss aufzubauen, da Eiweiss in erster Linie zum Aufbau von körpereigenem Eiweiss gebraucht wird. Eiweiss zählt zur Bausubstanz der Zellen, egal ob Blut-, Muskel- oder Organzellen. Die körperlichen Zellen befinden sich in einem ständigen Auf- und Abbau, darum ist es wichtig, dass ausreichend Eiweiss durch die Nahrung zur Verfügung gestellt wird. Zwar werden auch die Aminosäuren genutzt, die beim Abbau der alten Zellen frei werden, aber diese reichen nicht aus. Auch muss man beachten, dass dem Körper nicht zu wenig Energie durch Fette und Kohlenhydrate zugeführt wird, da sonst das Protein nicht zum Aufbau der Zellen, sondern als Energielieferant genutzt wird und somit im Aufbau fehlt.

Hierbei spielt nicht nur die Menge eine Rolle, sondern auch die Qualität und die Zusammensetzung der Aminosäuren. Ein Qualitätsfaktor ist die Verwertbarkeit in ihrer Verdaulichkeit. Was nutzt es uns, wenn wir unserem Hund viel Eiweiss füttern und er es unverwertet wieder ausscheidet? Ein Beispiel: Knochen haben z.B. nur 33% verwertbares Eiweiss, wogegen frisches Fleisch 98% verwertbares Protein enthält. Man muss also nicht nur auf den Gehalt achten, sondern auch wieviel unser Vierbeiner daraus verwerten kann.

Der Minimalbedarf liegt bei hochqualitativem Eiweiss in der Nahrung des ausgewachsenen Hundes bei durchschnittlich 5 Prozent der Gesamtenergiemenge der Nahrung. Also ca. 2 bis 2,5g Eiweiss pro Kilogramm Körpergewicht. Beim wachsenden Vierbeiner liegt der Minimalbedarf bei bis zu 11,5 Prozent, denn er muss ja noch viel Körpersubstanz aufbauen.
Besondere Leistungen erhöhen den Eiweissbedarf unseres Hundes, hierzu zählen Krankheit oder Rekonvalenz, ganz besonders aber Trächtigkeit und Laktation. Der Proteinbedarf des Hundes steigt aber nicht durch Arbeit und Sport an, wie oft zu lesen, sondern dann wäre es wichtig mehr Fett oder Kohlenhydrate zu verabreichen, da diese als Energielieferanten dienen.

Eiweiss wird dagegen nicht, wie oft angenommen, in erster Linie zur Energiegewinnung benötigt, sondern ist vielmehr sehr wichtig für die Erhaltung und den Aufbau der Körpersubstanz: zum Aufbau von Gewebe und Körperflüssigkeiten, wie Fell, Krallen, Haut und Organe. Führen wir nicht ausreichend Energie in Form von Fett und Kohlenhydraten zu, zieht der Körper leider das Eiweiss aus dem Aufbau ab und fehlt so dem Körper.

Proteine bestehen zu 16% aus Stickstoff, welches dazu gebraucht wird körpereigene Aminosäuren in der Leber herzustellen. Darum spricht man auch schon mal davon, dass der Proteinbedarf einen Bedarf an Aminosäuren plus Stickstoff darstellt.
Tierisches Eiweiss ist für unseren Hund meist von grösserem Nährwert, aber auch hochwertiges pflanzliches Eiweiss ist für ihn bekömmlich. Je hochwertiger, desto weniger müssen wir davon füttern, ausserdem belastet der Abbau von hochwertigem Eiweiss den Stoffwechsel nicht so stark. Auch wie hoch der Fettanteil ist, beeinflusst den Proteinbedarf: je höher der Fettanteil, umso mehr Protein, da sonst kein ausgewogenes Stickstoffverhältnis entstehen kann. Dies ist auch wichtig, wenn wir einen kranken oder älteren Hund zu versorgen haben.

Ein paar gängige Eiweissträger:
• Hochwertiges und leicht verdauliches Eiweiss ist enthalten in: Muskelfleisch, Innereien, Fisch, Käse, Quark, Milch und Eiern
• Weniger wertvolles Eiweiss ist enthalten in: Knorpeln, Schwarten oder Knochen
• Zum pflanzlichen Eiweiss zählen: Haferflocken, Reis, Vollkornbrot, Sojamehl

Also können wir unseren Hund ja ruhigen Gewissens nur mit Fleisch füttern? Weit gefehlt! Der Wolf z.B. frisst in der Wildnis auch das ganze Tier, also Haut, Knochen, Knorpel, Muskelfleisch, Fett, Sehnen und Innereien. Somit deckt er seinen Bedarf an Eiweiss, aber auch an Ballaststoffen, Vitaminen, Fettsäuren und Mineralstoffen. Auch fressen Wölfe in Notzeiten Beeren, Pflanzen und Gras, um rundum ihren Bedarf zu decken. Danach können wir uns auch richten, um zu einer ausgewogenen Mahlzeit für unseren Hund zu kommen.

Zu den einzelnen Eiweisträgern:

Fleisch:
Welche Fleischsorte ist nun am Besten? Das kann man eigentlich so einfach gar nicht sagen, denn immer ist irgendwas zuviel oder zuwenig, wenn wir einseitig füttern. Das heißt, nur eine bestimmte Fleischsorte, als Beispiel: nur mageres Rindfleisch: sehr gut verwertbar, aber doch nicht genügend Fett und damit zuwenig essentielle Fettsäuren und auch das Calium – Phosphor – Verhältnis ist nicht ok. Also am Sichersten ist eine Mischung aus verschiedenen Fleischsorten, so erreicht man eine gute Ausgewogenheit. Dabei sollte man beachten: niemals rohes Schweinefleisch, wegen der Gefahr der Übertragung der Aujeszkyschen Krankheit ( = tödliche Virusinfektion ). Wenn Du zur Sicherheit das Fleisch abkochen willst, kannst Du die Brühe mit verfüttern, so ist der Nährstoffverlust geringer. Gut geeignet sind Muskelfleisch, Kopffleisch, Geflügel, Rinderhack, Rinderherz und Leber (wobei die letzten Beiden nicht allzu viel gegeben werden sollten, da sie zu den Innereien zählen und Leber z.B. als Entgiftungsorgan viele Abbaustoffe enthalten kann).

Milch und Milchprodukte:
Milch enthält alle notwendigen Aminosäuren in idealer Zusammensetzung. Dummerweise vertragen viele unserer erwachsenen Hunde sie aber nicht sonderlich gut, da sie auch einen hohen Anteil an Milchzucker enthält. Vielen erwachsenen Hunden fehlt das entsprechende Enzym um den Milchzucker zu spalten, dadurch wird dieser erst im Dickdarm durch Bakterien zersetzt, was dann zu Durchfall führt. Quark dagegen kann sehr gut gegeben werden, weil darin der Milchzucker zu Milchsäure umgewandelt ist und dies können alle Hunde sehr gut verarbeiten. Im Prinzip kann man alle angesäuerten Milchprodukte verwenden, wenn der Hund sie verträgt. Es gibt aber auch viele Hunde, die auch im Erwachsenenalter keinerlei Probleme mit der Verdauung von Milch- oder Milchprodukten haben, dies ist wirklich von Hund zu Hund unterschiedlich und darum kann man nicht prinzipiell behaupten, Milch sei für den erwachsenen Hund nicht verträglich. Scheinbar ist es so, dass wenn der Hund immer wieder Milch mal von klein auf zugefüttert bekam, er durchaus das Enzym ( = Lactase ) weiter produziert, welches er zur Aufspaltung des Milchzuckers ( = Lactose ) braucht.

Eier:
Eigelb können wir ohne weiteres roh geben, dagegen das Eiklar besser immer gekocht. Im Eiklar ist nämlich Avidin ( = ein Glykoprotein: ein Komplex aus Eiweiss und Kohlenhydraten ) enthalten, welches die Aufnahme von Biotin hemmt, weil es dies an sich bindet und somit für den Organismus nicht nutzbar ist. Durch das Kochen wird das Avidin zerstört. Es gibt aber auch Meinungen, dass im Eigelb soviel Biotin drin ist, dass noch genügend übrig bleibt, was der Hund dennoch verwerten kann, wenn man dem Hund ein ganzes rohes Ei verfüttern will. Durch die Fütterung des Ei mit Schale haben wir auch gleich einen Calciumlieferanten.

Fisch:
Fisch kann gekocht oder roh verfüttert werden. Pazifik – Lachs sollte vermieden werden, da er Überträger von Rickettsien (Zwischenart von Viren und Bakterien ) sein kann. Für unseren Hund sind alle Süsswasserfische verträglich, die auch wir Menschen vertragen, also z.B. Aal, Forelle, Lachs, Karpfen etc. Es gibt Meinungen, dass Süsswasserfische besser gekocht werden sollten, da sie ein Enzym enthalten ( = Thiaminase ), welches Vitamin B1 im Körper abbauen kann. Durch das Kochen wird die Thiaminase unschädlich gemacht, allerdings gehen dadurch auch die Vitamine verloren. Salzwasserfische kann man dagegen sehr gut roh geben. Angst wegen der Gräten braucht man bei frischem Fisch nicht zu haben, da die Gräten bei jungen Fischen noch sehr biegsam und weich sind und unserem Hund nicht schaden. Zu den Salzwasserfischen zählen z.B. Seelachs, Kabeljau, Schellfisch, Scholle etc.

Pflanzliche Eiweissträger:
Idealerweise ist eine Mischung aus 2/3 tierischem Eiweiss und 1/3 pflanzlichem Eiweiss. Soja-Eiweiss eignet sich hier sehr gut, denn es ist eins der hochwertigen Pflanzlichen. Allerdings ist Soja oft genmanipuliert und zählt häufig zu den Allergieauslösern, also auch hier erst einmal testen, ob Dein Hund es verträgt. Es ist zum Einen billiger als tierisches Eiweiss und auch ist es besser bekömmlich für unseren Hund, wenn er eine Mischung aus beiden bekommt, da so nicht zu viele Schlackenstoffe gebildet werden und damit der Stoffwechsel nicht zu sehr belastet wird.

Wie kann es nun zu einem Eiweissmangel kommen?
Selbst bei ausreichender Eiweisszufuhr kann es zu einem Eiweissmangel kommen, wenn bestimmte andere Nahrungsbestandteile fehlen, z.B. zuwenig Fett oder Kohlenhydrate, dann zieht der Körper das Eiweiss zur Energiegewinnung heran und nicht zum Aufbau von Körpersubstanz. Beim Abbau dieses Eiweiss kommt es dann zu Abbauprodukten, die den Körper zusätzlich belasten und entgiftet werden müssen. Weitere Ursachen können sein: Krankheiten, die einen erhöhten Eiweissbedarf mit sich bringen, manche Hunde können das Eiweiss auch nicht richtig verdauen oder nehmen einfach nicht genügend Futter zu sich.
Während der Trächtigkeit und der Laktation kommt es auch häufig zu einem Mangel an Eiweiss, darum sollte man in dieser Zeit die Mutterhündin ganz besonders ausreichend füttern, um spätere Schäden auch der Welpen zu vermeiden.

Was passiert bei einem Eiweissmangel?
Eiweissmangel äussert sich in schlechtem Fell, Hautinfektionen, Infektionskrankheiten, Durchfall und Parasitenbefall, weil das Allgemeinbefinden unseres Hundes insgesamt leidet. Bei Welpen merkt man es meist daran, dass sie träge und ohne jegliches Temperament sind. Auch zeigt sich ein vermindertes Wachstum bei jungen Hunden. Beim älteren Hund dagegen zeigt sich ein deutlicher Leistungsnachlass, er wirkt träge bis apathisch. Hündinnen haben meist zuwenig Milch.

Was passiert bei einem Zuviel an Eiweiss?
Füttern wir unserem Hund zuviel Eiweiss wandelt der Körper dies in Fett um und speichert es in Depots. Daneben wird der überschüssige Stickstoff, der von den dann nicht benötigten Aminosäuren kommt, in der Leber in Ammoniak umgewandelt. Dieser Ammoniak wird wiederum in Harnstoff umgebaut und über die Niere ausgeschieden. Dadurch wird die Niere stärker mit giftigen Abbauprodukten belastet, was bei einem Hund mit Nierenschäden zu Problemen führen kann. Hier ist es besonders wichtig auf die Qualität der Proteinquelle zu achten, da hochwertigeres Eiweiss den Stoffwechesel und damit auch den Abbau nicht zu sehr belastet. Ein weiteres Zeichen für eine Überdosierung kann Juckreiz sein, dies kann allerdings auch bedingt durch die Art der Eiweissquelle sein und muss nicht unbedingt an der Menge des Eiweiss liegen. Auch gibt es Hunde, die auf ein Zuviel an Eiweiss in der Nahrung mit Hyperaktivität reagieren, wobei hier auch wieder Gegenfragen kommen, ob dies die Art des Proteins ausmacht, die Menge oder doch auch andere Ursachen hat.

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Infos zum Thema:
Immer mal wieder liest man den Begriff biologische Wertigkeit im Zusammenhang mit Eiweiss, was bedeutet das? Hierunter versteht man wie viel Gramm körpereigenes Eiweiss aus 100g Nahrungseiweiss gebildet werden kann. Man gibt damit die Qualität des Proteins an.

Aber auch die enthaltenen essentiellen Aminosäuren werden hiermit definiert. Im Allgemeinen sind in den einzelnen Nahrungsmitteln die verschiedenen essentiellen Aminosäuren enthalten, wenn auch in unterschiedlicher prozentualer Zusammensetzung. Dies hat zur Folge, dass man immer vom Geringsten ausgehen muss, also vom so genannten Minimumprinzip: es kann nur soviel Körpereiweiss aufgebaut werden, wie die Menge der am wenigsten vorliegenden Aminosäure im entsprechenden Nahrungsmittel. Durch Mischen von Nahrungsmitteln mit unterschiedlicher biologischer Wertigkeit kann man eine insgesamt höhere Wertigkeit erreichen: als Beispiel die so genannte Nierendiät => Kartoffeln mit Eiern sind 64% Kartoffelprotein und 36% Volleiprotein. Hier hat man eine sehr gute Verwertbarkeit mit geringer Belastung beim Abbau.

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